"Werde was Du im Kern bist!
Nicht was man aus Dir machen will."
Arno Gruen
Es ist schon etwas eigenartiges, dass der Mensch, wenn er mit Terror und Nichtexistenz bedroht ist, sich mit der ihn bedrohenden Instanz identifiziert, sich mit ihr verschmelzt, seine Identität aufgibt, um vermeintliche Rettung zu erlangen
Es geht um die Frage der Identität des Menschen. Und die Frage nach der Identität des Menschen ist ja die Frage nach seinem Menschsein. Es ist zugleich die Frage nach dem Schaden in Körper und Seele, den ein Mensch aushalten kann, um an seinem Menschsein festhalten zu können. Primo Levi in seinem erschütternden Auschwitz-Bericht „Ist das ein Mensch“ schrieb, dass er sich selber schäme, dass es Menschen waren, die Auschwitz erdacht und errichtet hatten. Aber Auschwitz ist weder Anfang noch Ende dieser Scham. Diese fing an mit den Kindsmorden der Antike und findet weiter statt mit den täglichen Verstümmelungen und Vergewaltigungen von Kindern, Frauen, Menschen in Südamerika, Afrika, dem früheren Jugoslawien, Russland, im nahen Osten und bei uns in den Gewalttaten des Fremdenhasses und von Kindern gegen andere Kinder. Die Krise unserer Welt lässt sich eben nicht auf nationale, ökonomische oder technologische Probleme reduzieren. Sie liegt in unserer Definition, in unserem eigentlichen Verständnis des Menschen.
[Quelle: Die Konsequenzen des Gehorsams für die Entwicklungvon Identität und Kreativität |
Prof. Dr. Arno GruenVortrag am 12. April 2003 im Rahmen der 53. Lindauer Psychotherapiewochen]
DAS FRAGMENTIERTE SELBST UND
SEINE SEHN-SUCHT NACH GANZHEIT
Im Verlust der «psychischen Einheit» sieht Hugo Ball das zentrale Problem des modernen Menschen, das im Künstler auf exemplarische Weise sichtbar wird. Er ist Symptomträger seiner Epoche, weil er ein fragmentiertes Selbst vor Augen führt, das der Heilung durch Bewusstwerdung und Integration bedarf. Aus psychologischer Sicht ist Dada der Versuch, dem «vernünftigen Wahnsinn» (Hans Arp) der Moderne Widerstand zu leisten, um zu einer umfassenderen und humaneren Identität zu gelangen.
Das vom Sanatorium Kilchberg veranstaltete interdisziplinäre Symposium «dada, ich und über(m)ich» beleuchtet aus unterschiedlichen Perspektiven die Psychopathologie des fragmentierten Selbst und thematisiert künstlerische, biographische und psychotherapeutische Ansätze der Heilung und (Re-)Integration. Vor diesem Hintergrund erhellt sich die Bedeutung des Sanatoriums Kilchberg als Refugium der frühen Dada-Bewegung. Die Sehnsucht nach Ganzheit, die «totale Rückkehr zum reinen Gefühl, zur grossen Einfachheit» (Marcel Janco), wird nach ihrer Funktion in Kunst, Spiritualität und Psychotherapie befragt und als ein Kontrastelement zur Alltagserfahrung gewürdigt.
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Collegium Helveticum im Rahmen der Festspiele Zürich statt.
Wer bestimmt wer ich bin?
Mein Kopf, Mein Bauch oder Mein Herz?
Arno Grueb — Der Verlust der Identität
Identität: 3 Fragen an Prof. Dr. Adolf Muschg
WAS IST IDENTITÄT?
• ICH? Was/Wer bin Ich?
• DAS BILD DER GESELLSCHAFT? Was/Wer ist die Gesellschaft?